Antoine de Saint – Exupéry lässt im „Kleinen Prinzen“ den Fuchs sagen:
„Es muss feste Bräuche geben.“
„Was heißt fester Brauch?“ sagte der kleine Prinz.
„Auch etwas in Vergessenheit Geratenes“, sagte der Fuchs. „Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden.“
„Rhythmus ist Leben, er ist der Träger unserer Gesundheit“, sagte der Begründer der Waldorfpädagogik, Rudolf Steiner. Je rhythmischer das Leben eines Kindes verläuft, desto gesünder wird es sich entwickeln. Durch Rhythmus und Wiederholung erlangen Kinder Sicherheit und Urvertrauen in die Welt.
Naturgegebene Rhythmen tragen alles Lebendige. Der Prozess des Atmens, unser Herzschlag, Tag und Nacht, die Jahreszeiten. Der Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe erhält uns gesund.
Die Frage nach dem Rhythmus war auch eine die in der Gründungszeit unseres Kindergartens viel Kopfzerbrechen bereitete. Wie können wir auch im Wald, neben dem Rhythmus der Natur, einen gesunden Ablauf des Tages, der Woche und des Jahres hinbekommen? Doch die Erfahrung zeigte, dass so manches Fest und Puppenspiel und so macher Reigen gerade in der Natur besonders authentisch wirken und dass die Kinder, draußen wie drinnen, ganz in das Geschehen eintauchen können.
Dieser Ablauf von Tag, Woche und Jahr gibt dem Kind schnell die Sicherheit sich auszukennen, zu wissen was als nächstes kommt und sich darin geborgen zu fühlen. Dabei ist Rhythmus nicht mit einem strikten Schema zu verwechseln: Eine rhythmische Strukturierung der Zeit verträgt auch Ausnahmen. Dadurch gibt es auch Raum für spontane oder besondere Ereignisse.
Auch die Wiederholung spielt in der Waldorfpädagogik eine wichtige Rolle. Morgenkreis, Reigen und Geschichte werden über einen längeren Zeitraum (etwa 3 Wochen) wiederholt. Die Kinder verbinden sich dadurch voll und ganz mit dem Geschehen, etwa in Fingerspiel und Geschichte. Insbesondere die Ältesten lieben es, am Ende der Zeit auch mal alleine ein Fingerspiel vorzumachen.
Der Rhythmus in unserem Kindergarten
Der Tag
Die Tage sind geprägt vom Wechsel der aktiven Gestaltung (freies Spiel) und des Ruhens / Geführt-Werdens.
Freispielzeit im Zwergenhaus. Auch hier gibt es Höhlen unter Tisch und Bank, einfache Klötze, eine Puppenecke eine kleine Küche etc. Diese Zeit zum Ankommen vor dem Morgenkreis ist für die meisten Kinder recht kurz.
Morgenkreis: Zeit der Besinnung, Gemeinschaft, Fingerspiel, Lieder und der kleinen rhythmischen Spiele
Freispielzeit auf unserem Kindergartengelände und Gang in den Wald zum Frühstücksplatz
Freispielzeit im Wald und auf dem Rückweg zu unseren Zwergenhäusern
Zur Ruhe finden: Reigen / Gemeinsames Malen oder Plastizieren / Geschichte / Puppenspiel
Die Woche
Auch die Woche hat ihren eigenen Rhythmus: So haben wir einen sehr nahen und einen weiter fort gelegenen Waldplatz, die wir an festen Tagen in der Woche aufsuchen. Darüber hinaus besuchen wir aber auch viele andere Orte im Wald, und wenn notwendig, legen wir auch schon mal einmal in der Woche einen Gartentag ein und bleiben vorne auf dem Grundstück.
Jeder Wochentag hat eine besondere Bedeutung. Bei uns gibt es den Maltag, den Backtag, den Geschichten– oder den Werkeltag.
Das Jahr
Gerade in unserem Kindergarten erleben wir die Jahreszeiten mit ihren Veränderungen mit allen Sinnen – die ersten Weidenkätzchen am Baum, die Vogelkinder, Grashüpfer, die fallenden Blätter oder auch den ersten Frost.
Der Jahresrhythmus wird besonders im Reigenspiel und in Liedern aufgegriffen. Das Feiern der wiederkehrenden Feste im Jahreskreislauf sind die Höhepunkte der jeweiligen Jahreszeit wie z.B. Michaeli, Erntedank, Martinsfest (Laternenfest), Adventsgärtlein, Nikolaus, Weihnachten / Krippenspiel., Heiligen Drei Könige, Fasching, Ostern, Hexenfest, Johannifest (Fest des längsten Tages) und natürlich die Geburtstage der Kinder.