Grundlagen

Die Waldorfpädagogik

Das Kind in Ehrfurcht empfangen
in Liebe erziehen
und in Freiheit entlassen.
(R. Steiner)

 Ein wichtiger Grundsatz in der Waldorfpädagogik ist, dass dem Wachstum und der Reife der Kinder genügend Zeit eingeräumt werden muss. Die Entwicklung von Körper, Seele und Geist vollzieht sich stufenweise. Rudolf Steiner spricht von Jahrsiebten, in denen ein Mensch verschiedene Fähigkeiten entwickelt. Das, was z.B. im zweiten Jahrsiebt ansteht, sollte nicht ins erste vorverlegt werden, und Dinge, die in den ersten sieben Jahren versäumt wurden, lassen sich nur schwer oder gar nicht später nachholen.

So wird in der Waldorfpädagogik davon ausgegangen, dass diejenigen Kräfte, die im Kleinkindalter als organbildende und gestaltgebende Kräfte in der Körperlichkeit eines Kindes wirksam sind, ungefähr ab dem siebten Jahr als Gedanken- und Gedächtniskräfte, mit denen das Schulkind sich Begriffe und Vorstellungen bilden kann, zur Verfügung stehen. Jede vorzeitige Inanspruchnahme dieser Kräfte für intellektuelle Tätigkeiten zieht sie von der körperlichen Organisation ab und kann daher langfristig zu einer Schwächung der Konstitution führen.

Die Advents-Himmelsleiter

Nach der Menschenkunde Rudolf Steiners, die der Waldorfpädagogik zu Grunde liegt, bringt jedes Kind eine unantastbare Individualität mit auf seinen Lebensweg. In dem Maße, in dem es einem Menschen gelingt, in Übereinstimmung mit der ihm eigenen Individualität zu leben und zu handeln, ist er frei. Erziehung und Bildung haben die Aufgabe, das Kind auf dem Wege dorthin zu unterstützen und zu begleiten.

Das Bild des Kindergärtners ist hier tatsächlich sehr passend. Das kleine Pflänzchen Individualität, das sich in der Kindergartenzeit offenbart, möchten wir pflegen und ihm alle Anregungen und Voraussetzungen bieten, um sich entwickeln zu können.

Die Waldpädagogik

Der erste Waldkindergarten wurde in den 50er Jahren in Dänemark gegründet. Mittlerweile ist die Bewegung der Natur- und Waldkindergärten auf über 750 Einrichtungen angewachsen. Einer davon ist unser Waldkindergarten Sternenmoos.
Der Wald bietet uns eine unendliche Fülle an Möglichkeiten:
  • Er bietet den Kindern ein Höchstmaß an Bewegungsfreiheit und dazu ein unerschöpfliches Reservoir an Möglichkeiten zum Spielen, Entdecken und Lernen.
    Kleine Förster bei der Arbeit. Im Wald gibt es immer etwas zu tun.
  • Er lässt uns immer wieder philosophieren und Geschichten erfinden: Was fühlen und denken Tiere und Pflanzen, warum fließen Flüsse wie z.B. unser kleiner Fluss, die Haaren, die wir fast täglich überqueren?
  • Er fördert Phantasie und Kreativität. Der Wald hält eine Fülle von Spielmaterial bereit – Moos, Stöcke, Steine, Waldfrüchte und vieles mehr.
  • Zudem bietet er den Kindern in einer ansprechenden Umgebung Raum, Ruhe, und Rückzugsmöglichkeiten für selbst bestimmte Rollenspiele.
  • Bei uns im Wald kann Stille erlebt werden. Kinder können hier lernen hinzuhören statt, wie vielleicht in beengten häuslichen Situationen, wegzuhören.
  • Der Wald fördert die motorische Entwicklung und das Selbstbewusstsein – er ist ein natürlicher „Trainer“: Die Kinder laufen auf dem unebenen Waldboden, balancieren auf Baumstämmen, klettern in Bäume, wippen in den Baumkronen, springen über Gräben, und rutschen im Winter auf vereisten Pfützen. Sie trauen sich immer mehr zu und gewinnen dadurch Sicherheit und Selbstbewusstsein.
  • Er fördert die Entwicklung der Sinne. Beim direkten Erleben der Natur im Wechsel der Jahreszeiten bietet der Wald vielfältige Sinnesreize, die Anstöße zur Entwicklung des Tast-, Bewegungs- und Gleichgewichtssinnes geben.Speere, Pfeil und Bogen oder einen verzierten Wanderstab kann man bei uns auch selber fertigen.
  • Er fördert das Sozialverhalten bzw. erleichtert durch eine kleine, überschaubare Gruppe von max. 15 Kindern das Erleben von Sozialkompetenz.
  • Durch direktes Erleben der Jahreszeiten und der Veränderungen an den vertrauten Plätzen im Wald werden komplexe Zusammenhänge der Natur erleb- und begreifbar.
  • Unser Wald ist vielfältig und abwechslungsreich. Wir haben einen Platz mit vielen Ilexbüschen. Darin und dazwischen befinden sich Gänge und Höhlen. Ein weiterer Platz, am Waldesrand an einer großen Wiese gelegen, besitzt ausgezeichnete Hainbuchen, die durch ihre tiefen Äste selbst die Allerkleinsten zum Klettern animiert. Wir haben einen moosbewachsenen Fichtenwald, einen Wunschbaum, einen Badesee in erreichbarer Ferne und viele weitere besondere Plätze.
  • Und schlussendlich ist ein täglicher Aufenthalt in der Natur gesundheitsfördernd. Durch die Auseinandersetzung mit Wind und Wetter werden die Abwehrkräfte des Körpers ständig gefordert und dadurch eine Stärkung des Immunsystems erreicht. Die Erfahrung von körperlicher Belastung schafft ein stabiles Fundament, um auch mit psychischen Stresssituationen besser umgehen zu können.